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Maratona
dles Dolomiti 2001
Marcus,
Andreas und ich erreichen am Samstag gegen 17:00 die Pension Camoscio
in Alta Badia. Wir beziehen unsere Zimmer und besichtigen den morgigen
Aufstellplatz. Am Abend essen wir in einer recht teuren Pizzaria
mit obendrein kleinen Portionen. Reingefallen, Pech gehabt! Wir
gehen früh zu Bett. Die Nacht endet um 4:30, wir machen uns frisch
und frühstücken ausgiebig. Müsli, belegte Brötchen, starker Kaffee
und Orangensaft sollen die Grundlage für den vor uns liegenden Tag
sein. Zum Glück haben wir am Abend alles vorbereitet, so können
wir uns in Ruhe anziehen und den Reifendruck nochmals überprüfen.
Leider regnet es, zwar nicht sehr stark, aber um einem die die Freude
an der Tour zu nehmen reicht es allemal.
Marcus wartet schon ganz aufgeregt und ich muß meine Dehnübungen
an den Startplatz verlegen. Nach 20 minütigem Warten im Regen starten
wir in der 3. Startgruppe. Im Gedränge vor uns verliert einer den
Halt und will sich an seinem Kollegen festhalten. Der fällt um und
bricht sich dabei das Schaltauge ab. Das ist wohl wirklich Megapech!
Ansonsten kann ich keine weiteren Ausfälle bemerken. Wir rollen
im Regen Richtung Corvara
(Profil)
und meine Schuhe sind innen bereits naß. Marcus hat Überschuhe an,
ich beneide ihn. Wir rollen locker weiter und biegen zum Passo Campalongo
(Profil)
ab. Oh Wunder, die Regenwolken haben ein Einsehen und verziehen
sich. Mir wird es zu warm, ich gebe Marcus ein Zeichen die Regenjacken
auszuziehen, aber er will erst seinen Rhytmus finden. Ich halte
eine Kurve später an und verliere die beiden aus den Augen. Ich
werde sie erst am Nachmittag in der Pension wiedersehen.
Ich fahre weiter und versuche meinen Puls bei 145 zu halten, das
reicht am Passo Pordoi
(Profil)
für ca. 12 Km/h. Nur nicht übertreiben, der Tag ist lang. Es sieht
wunderbar aus wie sich der bunte Lindwurm den Berg hinaufschlängelt.
Langsam sortiert sich das Feld, die schnelleren gehen nach vorne.
Ich überhole auch fleißig, werde aber auch überholt. Auf dem Paß
ist es kalt, ich ziehe die Ärmling hoch, die Weste zu und dann geht
es volle Kanne den Berg runter. Mit "Attenzione" Rufen bahne ich
mir den Weg. Die Strecke ist zum Glück gesperrt, ich überhole bestimmt
200 Fahrer und fühle mich wie ein Profi bei der Tour. Ein geiles
Gefühl, ich genieße es obwohl ich mich besser ausruhen sollte. Bevor
es den Sella Paß
(Profil)
hochgeht esse, trinke ich und fülle den Camelbag. Der Anstieg hat
es schon mehr in sich, es reicht nur noch für 11 Km/h. Einige schieben
bereits hier ihr Rad, na die werden noch viel Spaß haben. Aufallend
sind die vielen Defekte, zu 99,9% Plattfüße. Da so viele Radler
unterwegs sind sieht man alle 10 Minuten einen Pechvogel.
Oben angekommen wird sich wieder warm angezogen, Kette rechts und
Gummi. Einer hat wohl eine Kurve nicht bekommen und wird gerade
von einem Sanitäter versorgt. Aber er steht auf eigenen Füßen. Die
Auffahrt zum Grödner Joch
(Profil)
ist ebenfalls gigantisch. Dieses Dolomiten Massiv ist einzigartig.
Ich schaue immer wieder nach rechts und links und staune. Nach einer
weiteren tollen Abfahrt erreichen wir wieder Corvara, ich sitze
auf meinem Rad fast wie auf dem Motorrad. Das Knie raus, der Hintern
halb vom Sattel und voll in die Kurve. Die Zuschauer staunen, ich
hätte es selber gerne gesehen. Die zweite Auffahrt zum Campalongo
wird als Berzeitrennen gewertet. Ich muß mich aber Ausruhen und
denke gar nicht daran, außerdem habe ich ja noch 50 schwere Km vor
mir. Ich fülle am Paß nochmals meinen Camelbag und esse Bananen
und Orangenstücke und fahre weiter zum Passo Falzarego
(Profil)
. Es
geht die nächsten 12 Km mit durchschnittlich 7% bergauf und der
Planet brennt inzwischen heftig. Mit meinen 145er Puls reicht es
nur noch für 10 Km/h, also gebe ich noch 5 Schläge hinzu.
Ich habe mir für die Auffahrt einen Riegel aufgehoben, der vom Sponsor
Enervit, Marke Kakao. Ich reiße die Verpackung auf und freue mich,
denn dieser ist nicht so fest wie die beiden Powerbar-Riegel. Ich
beiße hinein und kaue 2 mal und schmecke nur Chemie. Fürchterlich,
eigentlich ungenießbar, aber ich befürchte ohne neue Power komme
ich den Berg nicht ganz hoch. Ich ekel mir das Ding runter und kann
nur jeden vor diesem Zeug warnen. Ich habe aber noch weitere Probleme,
zum einen schmerzen mir die Oberarme so, daß ich alle 2 Minuten
die Griffposition wechseln muß und zum zweiten muß ich alleine an
diesem Berg 3-4 Mal meine Blase erleichtern. All die an denen ich
mich vorher vorbeigekämpft hatte, ziehen nun wieder an mir vorbei.
Vielleicht habe ich doch etwas viel getrunken, ich schätze insgesamt
waren es 7 Liter. Aber lieber zuviel, als zu wenig. Auf dem Paß
Falzarago wird zum letzten Mal Verpflegung aufgenommen, danach sind
die Letzten 50 Hm zum Passo Valparola
(Profil)
dran. Der Wind bläst uns voll entgegen und ich schaffe mit Mühe
8 Km/h. Und wenn ich kotzen muss, ich steige nicht ab - dieser Gedanke
läßt mich weitertreten. Als es endlich über die Kuppe geht bin ich
total erleichtert.
Immer
wieder ließt man in solchen Berichten Sätze wie "warum tue ich mir
so etwas an", "brauche ich so etwas wirklich", "nie wieder mache
ich so einen Quatsch mit". Solche Sätze sind mir nicht ein einziges
mal in den Sinn gekommen, auch wenn es manchmal schwer war, der
einzige Gedanke war, "nächstes Jahr nochmal, dann aber mit besserer
Vorbereitung". Es liegen noch eine Abfahrt und eine leichte Auffahrt
nach Corvara
(Profil)
vor uns. Ich bin happy und trete nochmal kräftig rein. Bald bekomme
ich Krämpfe und muß die schnelle Truppe die mir Windschatten gab,
erst mal ziehen lassen. Die folgende leichte Auffahrt ist nach 100
Km doch nicht so leicht und ich muß den einen oder anderen ziehen
lassen. Ein paar überhole ich auch noch. So z. B. den ca. 12-13
jährigen Bengel mit spargeldünnen Beinen, ich staune nur über seine
Ausdauer. Als mich dann aber ein etwas dicker Radler überholt, wird
mein Ehrgeiz nochmal geweckt. Der Dicke zieht Meter um Meter weg
und ich denke, der ist weg. Als ich auf die Zielgerade einbiege
sehe ich den Dicken 30 m vor mir. Ich schalte sofort auf's große
Blatt, gebe Vollgas und die Zuschauer klatschen. 10 m vor dem Ziel
spurte ich an ihm vorbei freue mich als hätte ich gewonnen. Geschafft!
110 Km, 3030 Hm, das war die schwerste Tour meines Lebens, aber
mir hat es Spaß gemacht. Es ist ein geiles Gefühl mit 7000 Gleichgesinnten,
in einem Wunderschönen Gebiet, auf gesperrten Strecken, bei (zum
Glück) Sonnenschein und guter Organisation eine Herausforderung
zu bestehen, einen tollen Tag zu erleben - Herz was willst Du mehr?!?
Auf
Wiedersehen bis 2006!!!
Man
glaubt es nicht, ich habe mich aufgerappelt und trete die Pedale
wieder. Für den 02.07.2006 habe ich mir jedenfalls einiges
vorgenommen und mich mit einem 8-Wochen
Trainingsplan gezielt vorbereitet. Seit Ende März
bin ich etwas über 1800Km gefahren (zumeist mit Spass!!!).
Die 106Km
/ 3090Hm sollten eine lösbare
Aufgabe darstellen. Allerdings kenne ich meinen aktuellen Leistungsstand
nicht genau, daher wird es sicher eine Herausforderung.
Maratona
dles Dolomiti 2006
Was
soll ich sagen, es war einfach herrlich. Absolutes Kaiserwetter,
nur morgens war es mit 7 - 8°C noch empfindlich kühl. Oli
und ich fuhren den ganzen Weg zusammen, es sollte für uns beide
ein Erlebnis und kein Kampf werden. Für Oli war es das erste
Mal in den Bergen, er war überwältigt. Für mich war
es ebenfalls wunderschön und wir stürzten uns voller Tatendrang
ins Geschehen. Bis zum zweiten Pass musste ich Oli etwas zügeln,
danach hatten wir uns eingespielt. Alles lief prima, keine Panne
oder sonstiges (wenn man mal von Oli's Dixi Session absieht, die
hat uns sicherlich 10 Minuten und 100 Plätze gekostet). Die
Verpflegung hat sich leider noch nicht dem Startgeld (63€)
angepasst, grüne Bananen gehören nicht in einen Sportlermagen.
Dies ist allerdings auch der einzige Kritikpunkt! Dann kam der Passo
Falzarego, die ersten 3/4 des Berges hätte ich locker davon
ziehen können, ich fühlte mich 1A und musste mich schwer
bremsen. Trotz meines Pulses von nur ca. 135 Schlägen überholten
wir ständig andere Fahrer, nur selten wurden wir überholt.
Leider bekam ich im letzte Viertel Magenprobleme. Entweder spielten
mir nun die grünen Bananen oder die Energie Riegel einen bösen
Streich. Die eigentlich kurze Rast am Falzarego gab mir den Rest,
danach hatte ich Beine wie Blei und musste alle Überwindung
aufbringen um den Passo Valparola erklimmen zu können. Oli
hätte mich seinerseits hier böse abledern können.
Schwur / Eid / Versprechen: Die letzte Rast beim nächsten
Mal unbedingt auslassen!!!
Dies nicht nur wegen der schweren Beine, sondern weil uns jede
Menge Radler wieder überholen konnten und wir bestimmt weitere
100 Plätze verschenkten. Die restlichen 20Km lief dann so wie
2001 ab, nur überholten wir vorm Ziel nicht einen sondern 10
- 15 Radler die uns am Zielanstieg bereits überholt hatten.
Durchs Ziel radelten wir Hand in Hand und holten unseren verdienten
Applaus ab :) Vielleicht gibt es ein Wiedersehen, dann aber eventuell
auf der großen Runde (135Km und 4500Hm), mal schauen...
Der Marathon
mit meinen Werten im Streckenprofil
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